Den Patienten befähigen: Das Gesundheitswesen der Moderne neu definieren

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In den letzten Jahren hat sich im Gesundheitswesen ein tiefgreifender Wandel vollzogen – ein Wandel hin zur Eigenverantwortung der Patienten. Wir alle haben das in unserem eigenen Leben gespürt, als wir Zugang zu neuen, hochmodernen Hilfsmitteln hatten, die wir zur Überwachung unserer Gesundheitsdaten nutzen können. Ob Gentests für zu Hause oder die Überwachung von Herzfrequenz, Blutdruck oder einer Reihe anderer Gesundheitsstatistiken auf tragbaren Geräten – in dieser modernen Ära hat der Einzelne mehr Daten zur Verfügung und mehr Kontrolle über seine eigene Gesundheit als je zuvor.

Was bedeutet die Befähigung von Patienten? 

Die Befähigung von Patienten, neudeutsch „Empowerment“ genannt, ist ein Schlagwort aus der Medizin, bei dem es sich um mehr als nur um einen vorübergehenden Trend handelt. Diese Bewegung steht für einen tiefgreifenden Wandel im Gesundheitswesen hin zu einem stärker auf Zusammenarbeit ausgerichteten, patientenzentrierten Modell. Indem man den Patienten Wissen, Tools und Entscheidungsbefugnisse an die Hand gibt, können Anbieter von Gesundheitsleistungen ein größeres Engagement fördern, die Ergebnisse verbessern und die Qualität der Versorgung insgesamt steigern. Dieser Trend markiert eine Abkehr von traditionellen Modellen der Gesundheitsversorgung, bei denen die Patienten eine passive Rolle spielten, hin zu einem eher kollaborativen Ansatz, bei dem die Patienten eine aktive Rolle bei ihrer Versorgung übernehmen.

Patientenversorgung

Dank des technologischen Fortschritts haben Patienten Zugang zu einer Fülle von medizinischen Informationen und können sich selbst über ihre Krankheiten und Behandlungsmöglichkeiten informieren. Darüber hinaus hat die sich ändernde kulturelle Einstellung zur Gesundheitsversorgung, die durch den Wunsch nach Autonomie und Selbstbestimmung gekennzeichnet ist, die Nachfrage nach einer aktiveren Beteiligung der Patienten an den Entscheidungsprozessen noch weiter gesteigert. In den Vereinigten Staaten haben direkt an Patienten gerichtete Werbespots und Marketingkampagnen von Unternehmen wie Abbott und Dexcom dazu beigetragen, dass sich die kulturelle Einstellung zu diesem Wunsch, die Kontrolle über die eigene Gesundheit zu übernehmen und sie auf individueller Ebene zu verstehen, verändert hat.  

Abgesehen vom Zugang zu diesen technologischen Fortschritten und von dem Bestreben des Einzelnen nach Eigenverantwortung, wird diese auch deshalb gefördert, weil sie zu besseren Gesundheitsergebnissen, höherer Patientenzufriedenheit und einer effizienteren Gesundheitsversorgung führt. Durch die aktive Einbindung der Patienten in ihre Behandlung können Gesundheitsdienstleister sicherstellen, dass die Behandlungspläne auf die individuellen Bedürfnisse und Präferenzen zugeschnitten sind, was zu einer größeren Therapietreue und besseren Gesundheitsergebnissen führt. Darüber hinaus sind befähigte Patienten besser in der Lage, mit chronischen Krankheiten umzugehen, sich an der Gesundheitsvorsorge zu beteiligen und fundierte Entscheidungen über ihre Gesundheit zu treffen.

 

Befähigung von Patienten heute 

Technologische Fortschritte spielen eine zentrale Rolle für die Befähigung von Patienten, da sie ihnen wichtige Informationen über ihren Gesundheitszustand liefern und sie so in die Lage versetzen, fundierte Entscheidungen über ihre Behandlung zu treffen. Nachfolgend finden Sie einige konkrete Beispiele dafür, wie verschiedene Fortschritte, insbesondere im Bereich der Diagnostik, Patienten befähigen können: 

 

Tragbare Gesundheitsgeräte 

Geräte wie die Apple Watch, Fitbit und Oura Ring überwachen kontinuierlich verschiedene Gesundheitsdaten, darunter Herzfrequenz, Aktivitätsniveau, Schlafverhalten und Sauerstoffgehalt im Blut. Die Apple Watch kann beispielsweise unregelmäßige Herzrhythmen erkennen und den Träger auf mögliches Vorhofflimmern hinweisen, sodass er frühzeitig einen Arzt aufsuchen kann. Diese tragbaren Geräte liefern den Benutzern Gesundheitsdaten in Echtzeit und ermutigen sie, einen gesünderen Lebensstil zu wählen und ihr Wohlbefinden proaktiv zu steuern.

Point-of-Care(POC)-Tests

Point-of-Care(POC)-Tests ermöglichen es Patienten, ihre Gesundheit bequem und in Echtzeit zu überwachen, ohne dafür ein Labor oder eine Gesundheitseinrichtung aufsuchen zu müssen. Diese Unmittelbarkeit kann das Engagement der Patienten und das Management von Krankheiten erheblich verbessern. Das Diabetesmanagement ist ein Bereich, der in den letzten zehn Jahren die Innovation vorangetrieben hat und weiter wächst. Patienten mit Diabetes können POC-Geräte wie kontinuierliche Blutzuckermonitore (CGM) verwenden, um ihren Blutzuckerspiegel regelmäßig zu überwachen. CGMs wie das Dexcom G6 oder das Abbott FreeStyle Libre liefern Blutzuckermesswerte und Trends in Echtzeit. Diese Geräte warnen den Benutzer bei hohen oder niedrigen Blutzuckerwerten und ermöglichen so eine rechtzeitige Anpassung der Insulindosierung, der Ernährung oder der körperlichen Aktivität. Diese Echtzeitdaten ermöglichen es den Patienten, ihren Blutzuckerspiegel besser zu kontrollieren, das Risiko von Komplikationen zu verringern und ihre Lebensqualität insgesamt zu verbessern.

Gentests 

Gentests sind heute leichter zugänglich und können entscheidende Erkenntnisse über die Gesundheit eines Menschen liefern. Zum Beispiel können durch Gentests auf BRCA1 und BRCA2 Personen mit einem hohen Risiko für Brust- und Eierstockkrebs identifiziert werden. Wenn Patienten ihr genetisches Risiko kennen, können sie proaktive Maßnahmen ergreifen, wie z. B. häufigere Vorsorgeuntersuchungen, präventive Operationen oder Änderungen der Lebensweise. Unternehmen wie 23andMe und AncestryDNA bieten direkt an den Verbraucher gerichtete Gentests an, die Aufschluss über die Abstammung, Eigenschaften und gesundheitliche Veranlagungen geben. Diese Informationen ermöglichen es Patienten, fundierte Entscheidungen über ihre Gesundheit und eventuelle Präventionsmaßnahmen zu treffen. 

Telemedizin und Fernüberwachung 

Telemedizin, ein weiteres Schlagwort, das in aller Munde ist, bezieht sich auf die Nutzung digitaler Informations- und Kommunikationstechnologien, wie Computer und mobile Geräte, um aus der Ferne auf Gesundheitsdienste zuzugreifen. Sie ermöglicht es Patienten, Gesundheitsdienstleister zu konsultieren, medizinischen Rat einzuholen und ihre Gesundheit zu überwachen, ohne persönlich eine Gesundheitseinrichtung aufsuchen zu müssen. Ferngesteuerte Blutdruckmessgeräte wie das Omron HeartGuide ermöglichen es Patienten, ihren Blutdruck zu Hause zu messen und die Daten über vernetzte Apps mit ihrem Gesundheitsdienstleister zu teilen. Diese kontinuierliche Überwachung hilft Patienten mit Bluthochdruck, ihre Krankheit besser zu kontrollieren, da sie genaue Echtzeitdaten liefert. Die Gesundheitsdienstleister hingegen können auf der Grundlage dieser Daten rechtzeitig Anpassungen der Behandlungspläne vornehmen, was zu einer besseren Kontrolle des Blutdrucks und einem geringeren Risiko für Komplikationen führt.

In ähnlicher Weise können Patienten mit Herzinsuffizienz Geräte wie das CardioMEMS HF System, ein implantierbares Gerät zur Überwachung des Drucks in der Lungenarterie, verwenden, um die Herzfunktion kontinuierlich zu überwachen. Die Daten des Geräts werden an die Gesundheitsdienstleister übermittelt, die frühe Anzeichen einer sich verschlechternden Herzinsuffizienz erkennen und die Behandlung entsprechend anpassen können. Diese proaktive Überwachung reduziert die Zahl der Krankenhausaufenthalte und verbessert die Ergebnisse für die Patienten, indem sie ein rechtzeitiges Eingreifen auf der Grundlage kontinuierlicher Gesundheitsdaten ermöglicht. 

 

Ausblick in die Zukunft 

Die Zukunft der Befähigung von Patienten ist vielversprechend. Sie wird angetrieben durch kontinuierliche Fortschritte in der Gesundheitstechnologie, eine stärkere Betonung der patientenzentrierten Pflege und eine sich verändernde gesellschaftliche Einstellung zu Gesundheit und Wellness. Mit der fortschreitenden Integration digitaler Gesundheitslösungen, einschließlich tragbarer Geräte, Fernüberwachung und künstlicher Intelligenz, werden Patienten einen noch nie dagewesenen Zugang zu personalisierten Gesundheitsdienstleistungen und -informationen haben. 

 

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